11.05.2018 (Mitfreundlicher Zustimmung der BürgerInitiative gegen Fluglärm Raunheim (BIFR) von deren Seite übernommen: http://www.bi-fluglaerm-raunheim.de/
Zu Jahresbeginn teilte Fraport mit, dass sie den Betrieb zweier brasilianischer Flughäfen, Fortaleza im Norden und Porto Alegre im Süden, für 30 bzw. 25 Jahre übernommen haben. Zu den Absichten dort heisst es nur diffus, Aufgabe sei es, „die Aufenthaltsqualität für Fluggäste zu verbessern und dabei auch die Bedeutung der beiden Flughäfen als Wirtschafts- und Standortfaktor für alle beteiligten Stakeholder sowie die jeweiligen Regionen zu steigern“.
Ein wenig konkreter wird es in der kürzlich erschienenen Broschüre 2017 Kompakt. Darin heisst es über Porto Alegre: „Investitionsschwerpunkte werden neben der Modernisierung der beiden Terminals sowie Vorfeldpositionen auch die Verlängerung der Start- und Landebahn sein“. Um zu verstehen, was das bedeutet, muss man allerdings andere Quellen heranziehen.

Der Flughafen von Porto Alegre – mitten in der Stadt gelegen, soll er trotzdem noch wachsen !
Als Erstes hilft ein Blick auf die Landkarte bzw. Satelliten-Aufnahme (s. Grafik). Der Flughafen liegt praktisch mitten in der Stadt, wobei die (offizielle) Bebauung auf beiden Seiten bis auf etwa einen Kilometer an das Ende der einzigen Bahn heranreicht. Im Westen blockiert allerdings eine Hauptverkehrsstrasse die Ausbaumöglichkeiten, daher soll nach Osten erweitert werden. Die aktuelle Bahn ist nur 2.280 Meter lang; um auch für grössere Flugzeugtypen geeignet zu sein, müsste sie auf mindestens 3.200 Meter verlängert werden – und da beginnt auch im Osten bereits die Bebauung.
Schlimmer noch, entlang einer Strasse, die im Osten in etwa 400 Meter Abstand vorbei führt, hat sich schon vor vielen Jahren eine inoffizielle Bebauung entwickelt, wo Menschen, die sonst keine Unterkunft finden, ihre eigene Infrastruktur entwickelt haben. Zwei dieser Favelas sollen dem Ausbau weichen. In einer davon, Vila Dique, wurde schon vor zwei Jahren mit einem Umsiedlungsprogramm begonnen. Wie die ‚Kooperation Brasilien‘ berichtet, wehren sich die verbliebenen 1.500 Bewohner nach wie vor heftig gegen diese Umsiedlung. Nicht nur sind die angebotenen neuen Wohnungen in Porto Novo überwiegend nicht geeignet, sie liegen auch so weit ausserhalb, dass die Menschen ihre bisherigen Arbeitsplätze nur noch mit grossem Aufwand oder garnicht mehr erreichen können. Von den 4.000 Personen, die von dem Programm bisher erfasst wurden, sollen ca. 100 schon wieder zurückgekehrt sein. Auch in der zweiten Favela, Vila Nazaré, wo 5.000 Menschen betroffen wären, regt sich Widerstand.
Aber selbst, wenn den Bewohnern dieser Favelas, die auch ohne den Flughafen dringend bessere Wohnbedingungen brauchten, menschenwürdige Wohnungen mit geeigneter Infrastruktur angeboten würden, wäre die geplante Flughafenerweiterung menschenverachtend. Schon heute werden die anliegenden Wohngebiete viel zu niedrig überflogen, machen Lärm und Schadstoffe ein gesundes Leben unmöglich. Eine Verlängerung der Bahn, grössere Flugzeuge und mehr Flugbewegungen würden die Bedingungen noch drastisch verschärfen – und die medizinischen Konsequenzen sind für Menschen in Brasilien nicht anders als hier.
Zwar sind die genauen Bedingungen wie üblich nicht bekannt, aber man darf davon ausgehen, dass sich Fraport mit der Konzession für den Betrieb des Flughafens auch die Möglichkeit der Erweiterung vertraglich gesichert hat. Selbst wenn der Staat sich also eines Besseren besinnen und das Erweiterungsprojekt im Interesse der Anwohner aufgeben würde, würde Fraport entsprechenden Druck ausüben und finanzielle Konsequenzen androhen. Wahrscheinlicher aber ist, dass der Staat die Drecksarbeit erledigt, die Menschen vertreibt und unzumutbaren Lebensbedingungen unterwirft – und Fraport den Profit einstreicht. Ein weiteres Beispiel für die völlige gesellschaftliche Verantwortungslosigkeit dieses Konzern und seiner Anteilseigner. Die Hauptversammlung am 29. Mai wäre eine gute Gelegenheit, ihnen dazu die Meinung zu sagen.