Neuer Wirbelschleppen-Fall in Flörsheim
Am Sonntag Nachmittag, 2.9.2018 flogen in Flörsheim mal wieder Ziegel auf die Strasse, und wieder hatten Menschen grosses Glück. Die Main-Spitze zitiert eine Betroffene: „Das war haarscharf“, denn die ca. 10 Ziegel schlugen an der Stelle auf, an der sie gerade vorbei gegangen war.
Da die Zeit recht genau bekannt ist, ist es auch leicht, den wahrscheinlichen Verursacher zu benennen: eine 777-200LRF der Lufthansa Cargo, Wirbelschleppen-Kategorie ‚Heavy‘. Bemerkenswert dabei: der Wind wehte relativ stark aus Nordost, trotzdem blieb die Wirbelschleppe über eine Strecke von rund 500 Metern stabil und stark genug, um die Ziegel heraus zu reissen. Der Anflug erfolgte laut DFLD-Höhenprofil zwar etwas zu niedrig, aber auf dem 3,2°-Leitstrahl und damit immer noch über der Standard-Überflughöhe.
Das Dach des betroffenen Hauses war nicht geklammert, und auch dazu macht der Zeitungsbericht eine interessante Aussage: die Anwohner „wollen nicht klammern, da bei ihren alten Dächern durch eine Dachklammerung erhebliche Kosten auf sie zukämen. die ihnen Fraport nicht erstatten würde“.
Damit verweist auch dieser Fall wieder auf grundlegende Probleme des Sicherungsprogramms. Hatte der Fall im Mai dieses Jahres deutlich gemacht, dass die technischen Notwendigkeiten zur Sicherung eines Daches gegen Wirbelschleppenschäden nicht ausreichend geklärt sind, so zeigt dieser Fall einmal mehr, dass sowohl die Bedingungen, unter denen Wirbelschleppen sich ausbreiten, nicht hinlänglich geklärt sind, als auch dass Fraport die Auflagen aus der Planergänzung nicht vollständig umsetzt.
Bisher konnte man davon ausgehen, dass starke Winde dafür sorgen, dass Wirbelschleppen relativ schnell an Stärke verlieren und den Boden entweder garnicht erreichen oder dann so schwach sind, dass sie keinen Schaden mehr anrichten. Dieser Fall zeigt, dass auch bei Winden über 10 Knoten Geschwindigkeit Wirbelschleppen über grössere Strecken so transportiert werden können, dass sie nach wie vor gefährlich sind.
Und die gerade erst wieder wiederholte Weigerung der Fraport, tatsächlich, wie in der Planergänzung vorgesehen, alle Kosten zu übernehmen, die für eine Dachsicherung notwendig sind, führt dazu, dass viele Dächer nicht gesichert werden und damit das Risiko für Schäden auch schlimmerer Art hoch bleibt.
Die Landesregierung weigert sich erwartungsgemäß, aus diesen Fällen Konsequenzen zu ziehen und leugnet selbst die offenkundigsten Mängel an diesem Dachsicherungsprogramm. Auch die Landtagsparteien hüllen sich weitgehend in Schweigen, mit Ausnahme der Linken, die in ihrer aktuellen Pressemitteilung zumindest beide Aspekte anspricht. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch über die Landtagswahl hinaus bei diesem Thema Druck auf die Landesregierung ausübt, um Fraport endlich zu verpflichten, alle offenen Fragen bezüglich der Wirbelschleppen-Gefahr zu klären und die notwendigen Gegenmaßnahmen in vollem Umfang umzusetzen.
Quelle: http://www.bi-fluglaerm-raunheim.de/